Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
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Bauwerke und Ausstattung sagen von bewegter und würdiger Vergangenheit

Geschichte der Abtei Steinfeld geht über tausend Jahre zurück
Kölnische Rundschau vom 7. Mai 1960





In Steinfeld wird in der Woche vom 8. bis zum 15. Mai ein Fest gefeiert, von dem man sagen kann, daß die Bevölkerung der Eifel darauf nicht nur schon seit Generationen, sondern seit Jahrhunderten gewartet hat. Es handelt sich um die Feierlichkeiten, die anläßlich des Päpstlichen Dekretes, wonach die Verehrung Hermann-Josephs, des Steinfelder Prämonstratenser-Mönches, der von der Eifelbevölkerung immer schon als ihr Heiliger verehrt wurde, nun auch als Heiliger der Kirche rechtsgültig ist. Im Eifeldom zu Steinfeld, wo der heilige Hermann-Joseph als Mönch und Priester lebte und tätig war, werden aus diesem Anlaß an den benannten Tagen regelmäßig feierliche Gottesdienste durchgeführt. Es werden dazu auch Rahmenveranstaltungen in den Klosterräumen stattfinden, und es werden in den Tagen viele Tausende Besucher nach Steinfeld kommen. Wenn es in der Hauptsache auch die Feierlichkeiten sind, die sie anziehen, so werden sie sich sicherlich auch nicht dem Eindruck entziehen können, den das Kloster Steinfeld mit seiner imposanten Kirche als ein Bauwerk macht, von dem geradezu Strahlungen einer bewegten Vergangenheit ausgehen. Es scheint darum angebracht, über die Geschichte und die Bedeutung des Klosters Steinfeld einiges zu sagen.






Ein in Stein gestaltetes Jahrtausend

Von wo aus man sich Steinfeld immer auch nähern mg, das Bild, das sich einem von der Höhe aus bietet, bleibt unvergeßlich. Der Dorn, das Wahrzeichen Steinfelds, zeugt von uralter Kultur.

Das Kloster Steinfeld wurde im Jahre 920, vor über 1000 Jahren also, als Frauenkloster gegründet. Die Ordensfrauen, die es bewohnten, waren adelige Benediktinerinnen. Erzbischof Wigfried von Köln (925-953) weihte das zum Kloster gehörende Gotteshaus ein. Da bei den Klosterfrauen die Ordenszucht verfiel, kamen im Jahre 1097 Augustiner-Chorherren aus dem Stift Springirsbach im Kreise Wittlich nach Steinfeld, übernahmen das Kloster und blieben 23 Jahre dort.

Als der heilige Norbert von Xanten 1120 seinen Orden gründete, den er auf der Regel der Augustiner-Chorherren aufbaute, gewann er auch die Steinfelder Konventualen für seine neue Gründung. Damit wurde Steinfeld Prämonstratenserkloster. Die Stiftungsurkunde des Kölner Erzbischofs Friedrich (1100-1131), die die Rechte und Pflichten des Klosters regelte, ist die älteste noch erhaltene Urkunde.


Aufstieg und Rückschläge

Der erste Propst war Evervin von Helfenstein (1126-1152). Er legte: 1142 den Grundstein zur Kirche. Daß er den gewaltigen Kirchenbau mit den Mitteln der damaligen Zeit in nur acht Jahren zum Abschluß brachte, zeigt von einer rastlosen Tätigkeit. Das Kloster Steinfeld entwickelte sich und gedieh immer mehr. Nach dem Tode des fünften Propstes wird aus der Propstei eine Abtei. In den Jahrhunderten von 1184 bis 1802 stehen der Klostergemeinde 44 Aebte vor. 200 Jahre lang bleibt der Abtei Zeit, sich in jeder Weise zu entfalten und zu festigen. Bittere Zeiten für das Kloster brachte das 14. Jahrhundert. Mißernten, Hungersnot und Pest brachten mancherlei Beschwernisse und Nöte.





Den ärgsten Schlag aber führten die Bretonen gegen das Kloster, die unter Walram von Luxemburg in das Land einfielen und mit Feuer und Schwert versuchten, die Gläubigen dem rechtmäßigen Papst Urban VI. abspenstig zu machen und sie für den Gegenpapst Clemens VII. zu gewinnen. Die Kirche von Steinfeld wird in Brand gesteckt, die Mauern des Klosters geschleift. Abt Gottfried Bongenberg (1381 -1388) wird verschleppt und, weil er das für seinen Kopf geforderte Lösegeld nicht zahlen kann, am 17. Dezember 1388 ermordet. Natürlich kehren die Konventualen wieder ins Kloster zurück, nachdem die Plünderer abgezogen sind. Es wird sozusagen eine zweite Gründung vorgenommen. Nach 100 Jahren ist Steinfeld wieder zu einem religiösen und geistlichen Mittelpunkt der Nordeifel, ja, des gesamten Westens geworden.





Die Zeit der Glaubensspaltung fand Steinfeld in höchster Blüte. Wohl litt die Abtei unter schweren Heimsuchungen in den Reformationskriegen und den Raubkriegen Ludwig XIV., die schreckliche Verwüstungen brachten, so daß die Abtei zeitweise in ihrem Bestand erschüttert schien. Doch konnten alle inneren und äußeren Bedrängnisse sie nicht zugrunde richten. Vielmehr gewinnt das Kloster wieder an Bedeutung und Einfluß. Die innere Stoßkraft und Stärke nimmt äußere Gestalt an in einem Bauprogramm des Abtes Evermodus Claessen aus Gangelt (1767-1784), das Steinfeld seine heutige Form gab. Kaum aber waren die Umfassungsmauern und ein abschließendes Tor vollendet, als allem klösterlichen Leben durch Napoleons Dekret gewaltsam ein Ende gesetzt wird. Die Abtei wird versteigert. Nachdem sie verschiedene Privat besitzer gehabt hat, kauft sie auf einer Versteigerung in Trier im Jahre 1844 der preußische Staat für 20.000 Gulden. In den Gebäuden wird eine Fürsorge-Erziehungsanstalt eingerichtet, die bis zum Jahre 1923 besteht. Dann aber wird durch Vermittlung des Erzbischöflichen Generalvikariats Köln die Genossenschaft der Salvatorianer (Gesellschaft des Göttlichen Heilandes) im Kloster Steinfeld untergebracht.

Rechts;

Eine verinnerlichte Darstellung des Heiligen

Das Bild ist der Ausschnitt einer Aufnahme der Holzfigur des heiligen Hermann-Joseph, die ihn als jugendlichen Prämonstratenser-priester zeigt. Die Figur in der Kirche zu Steinfeld ist 2,10 m hoch und geht damit etwas über die Lebensgröße des Darge-stellten hinaus, von dem berichtet wird, daß er mindestens 1,80 bis 1,90 m groß gewesen sei.





Eifeldom redet eigene Sprache

Die Kirche zu Steinfeld, der Eifeldom, wie sie meistens benannt wird, besticht sowohl durch ihre Außen- und Innenarchitektur als auch durch ihre Ausstattung. Von welcher Seite man sich Steinfeld immer auch nähert, es ist zuerst der gewaltige Kirchenbau, der den Blick gefangennimmt, mag er sich auch noch so schlicht und schmucklos dartun.

Das schmucklose Äußere läßt den inneren Reichtum nicht ahnen. Zusammenklang von Kraft und Schwung, Synthese von romanischer Wucht und Barocker Fülle und Freudigkeit. Als Bindeglied zwischen Romanik und Barock dürfen die spätgotischen Malereien der Deckengewölbe und die Renaissance, Ornamente der Gurtbögen bezeichnet werden. Die Ausstattung der Kirche, die in ihrem ursprünglichen Bau unverändert ist, stammt in der Hauptsache aus dem Ende des 17. und aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Sie redet, wie das Bauwerk selber, eine eigene Sprache.





Der neu eingeleitete Heiligsprechungsprozeß trat mit der Echtheitsprüfung der Gebeine des Hermann-Joseph, die am 21. März 1949 im Auftrage des Papstes stattfand, in ein entscheidendes Stadium. Professoren der Anatomie stellten fest, daß die Gebeine nach einem Zeitraum von mehr als 700 Jahren in einem denkbar guten Zustand waren. An ihrer Echtheit besteht kein Zweifel.
(R)-Fotos









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